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Jubiläum «125 Jahre Jugendfürsorgeverein Thal» - GV vom 21. Mai 2014 im Hotel Balsthal

Gründerzeit

Die Armut war vor 125 Jahren in unserer Gegend noch stark verbreitet und viele Familien konnten sich nur mit Mühe und Not durchbringen. Kamen dann noch besondere Ereignisse wie Tod, Krankheit oder Arbeitslosigkeit dazu, musste die Armenpflege der Gemeinde helfen. Seit 1817 waren die Pflichten der Gemeinden für die Armen in einer für den ganzen Kanton geltenden Armenordnung ausführlich festgelegt. Aber diese gesetzliche Armenpflege genügte nicht, weil die Gemeinden selber arm waren. Besonders un-befriedigend war die Situation der Verdingkinder. Oft wurden diese von den Gemeinden Leuten anvertraut, die das geringste Kostgeld verlangten. In dieser Situation besannen sich einige verantwortungsbewusste Männer im Thal der freiwilligen Fürsorge und gründeten unter der Führung von Oberamtmann Otto Studer im Jahre 1889 den Armenerziehungsverein Thal.

Die ersten 50 Jahre

6 Jahre nach der Gründung betreute der Armenerziehungsverein schon 43 Pflegekinder. Von diesen mussten nur wenige in eine Erziehungsanstalt eingewiesen werden. Die meisten fanden bei einer Familie Unterschlupf. Als an der Jahresversammlung 1911 nur drei Vorstandsmitglieder und sieben Männer der Gastgebergemeinde Mümliswil anwesend waren, wurden erstmals drei Frauen in den Vorstand aufgenommen. Sie brachten neuen Schwung in den Verein.

Dies war auch dringend nötig, denn während des 1. Weltkrieges nahm die Armut wegen der grossen Teuerung besonders bei den Arbeiterfamilien stark zu. Die Zahl der Pflege-kinder erreichte mit über 70 einen Rekordwert und die betreuenden Frauen und Männer des Vereins stiessen an ihre Grenzen. Zum 50-jährigen Jubiläum wurden deshalb die Statuten angepasst. Die wichtigste Neuerung war die offizielle Einführung des Armenpflegers. Das neue Amt wurde dem Vorstandsmitglied Werner Heutschi übertragen. Für seine grossen Verdienste wurde er 1947 zum Ehrenmitglied des Armenerziehungsvereins und 1970 zum Ehrenbürger der Gemeinde Balsthal ernannt.

Vom Armenerziehungsverein zum Jugendfürsorgeverein

In den 60er Jahren machte sich der neue Zeitgeist der Konsumgesellschaft bemerkbar. Niemand wollte mehr arm und erziehungsbedürftig sein. So wurde der Armenerziehungsverein 1963 in «Jugendfürsorgeverein» umbenannt. Dieser finanziert sich weiter-hin von Mitgliederbeiträgen und Spenden. Mitglied des Vereins wird, wer einen Beitrag bezahlt. Heute leistet der Jugendfürsorgeverein Unterstützungsbeiträge bei finanziellen Engpässen an Kinder und Jugendliche im Thal, insbesondere, wenn dadurch eine Abhängigkeit von der Sozialhilfe vermieden werden kann. Unterstützungsgesuche betreffen etwa Kosten für Brillen, Lagerbeiträge, Weiterbildungen, Therapien und ähnliches. Gesuche können durch Personen, die von einer unterstützungsbedürftigen Familie Kenntnis haben, von Betroffenen selber, von Organisationen, Pfarrämtern, der Sozialregion oder von Lehrkräften gestellt werden.

Der momentan 10 Mitglieder zählende Vorstand, welcher von Oberamtmann Stephan Berger präsidiert wird, prüft und entscheidet über die eingegangenen Gesuche.

Autor: Fritz Dietiker, Balsthal

Balsthal, im April 2014